Der arrivierte Salzburger Violinist Thomas Albertus Irnberger musizierte bereits mit den größten Musikerpersönlichkeiten und Spitzenensembles unserer Zeit wie dem Royal Philhamonic Orchestra (Violinkonzerte von Beethoven und Elgar). Für seine jüngste Einspielung mit dem Violinkonzert D-Dur von Igor Strawinsky kann der vielseitige Virtuose Irnberger auf die Kollaboration mit einem weiteren Klangkörper von Weltrang verweisen: dem ORF-Radio-Symphonieorchester Wien.
Unter der Leitung von Doron Salomon ist mit dem RSO neben diesem 1931 entstandenen Werk die Konzertfantasie über russische Themen h-Moll op. 33 von Strawinskys Lehrer, Nikolai Rimski-Korsakow zu hören. Gemeinsam mit Paul Kaspar, Klavier, mit dem ihn eine lange künstlerische Zusammenarbeit verbindet, interpretiert Irnberger desweiteren Strawinskys Suite italienne, das Duo concertant für Violine und Klavier sowie die aus Bühnenwerken entlehnten Danse russe (Petruschka) und Chanson russe (Mavra).
????? | pizzicato.lu (Uwe Krusch)
Thomas Albertus Irnberger kombiniert das Violinkonzert mit der Kammermusik für die Geige von Igor Stravinsky und fügt noch eine knapp viertelstündige Fantasie von Rimsky-Korsakov an. Dieses Werk über zwei russische Volksliedthemen deutet in Richtung der russischen nationalistischen Schule. Die Texte vermitteln den Eindruck vom Charakter, die Fantasie des Zuhörers übernimmt den Rest. Nicht rein zufällig sind Ähnlichkeiten zur Scheherazade. Und auch die Virtuosität nicht.
Bei der Auswahl der Werke von Stravinsky beschränken sich Irnberger und Pianist Kaspar auf die originär für diese Besetzung entstandenen Werke. Das Divertimento etwa, vom Komponisten selber aus ‘Der Kuss der Fee‘ zusammengestellt, wird nicht berücksichtigt.
Mit partiell neuen Partnern widmet sich Thomas Albertus Irnberger diesen Werken russischer Seele nicht nur mit überzeugender technischer Umsetzung, sondern auch mit dem russischen Geist der Musik, der klischeehaft gerne als von tiefster Emotion und unendlicher Weite des Landes erzählend gedeutet wird. Dass gerade diese Komponisten das trotz der Anlehnung an die Volksmusik nicht so umgesetzt haben, machen Irnberger und seine Begleiter mit ebenso feiner wie akzentuierter Hand deutlich. Natürlich ist eine Suite Italienne schon vom Titel und dann eben auch von der enthaltenen Musik her auch der russischen Weite entkommen und dementsprechend mit Sonne im Spiel darzustellen.
Über die außerordentlichen musikalischen Qualitäten von Irnberger wurde hier wiederholt berichtet. Auch in dem zugleich geigerisch wie spröde gesetzten Konzert von Stravinsky trifft er mit Leichtigkeit passgenau den Charakter. In der Fantasie kann er dann eher musikalisch schwelgen, ohne zu überreizen. Überhaupt ist ihm zu danken, dass er dieses kaum bekannte Werk hervorgeholt hat.
Pavel Kaspar an seiner Seite am Klavier trat erstmals bei tschechischen Trios, zusammen mit David Geringas, in Erscheinung. Auch im Duo bei Stravinskys Kammermusik ist er als ebenso ausdrucksstarker solistisch hervortretender Musiker wie auch als sensibel agierender Begleiter seines Partners zu vernehmen.
Mit Doron Solomon als Dirigent hat sich Irnberger erneut der aktiv gestaltenden Mitwirkung eines vertrauten Partners versichert, der hier das ORF-Radiosymphonieorchester Wien leitet. Wie alle Orchester, die nach einer Rundfunkanstalt benannt sind, agiert das Ensemble ebenso mit Selbstvertrauen ob seines weitgefassten Auftrags wie auch mit ausgezeichneter musikalischer Ausdrucksfähigkeit, so dass es bei Stravinsky den über große Strecken die Sologeige begleitenden Part trotzdem nicht zum Ersticken auslebt und bei Rimsky-Korsakov die schon eher märchenhaft anmutende Stimmung mit farbigem Spiel zu illustrieren.
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Thomas Albertus Irnberger zählt zu den führenden und produktivsten Geigern seiner Generation: Seit 2003 hat der heute 35-jährige Salzburger über 60 CDs veröffentlicht und entscheidende Werke des Repertoires in überwiegend herausragenden Interpretationen vorgelegt. Sein neues Album versammelt die wichtigsten Violinwerke Strawinskys, die dieser in Kooperation mit dem polnisch-amerikanischen Geiger Samuel Dushkin schuf und die mit sprödem Ton und exzessiven Rhythmen barocke Vorbilder verarbeiten. Im munteren Wechselspiel mit den ORF-Sinfonikern und seinem Duopartner Pavel Kaspar versteht es Irnberger glänzend, Strawinsky maskenhafte Attitüde, sein subversives Versteckspiel und seine Kampfansagen an jegliche romantische Tradition in sein rhythmisch geschärftes, lupenreines und dämonisch aufblitzendes Spiel so einzubinden, dass auch die intellektuelle Doppelbödigkeit dieser Ästhetik und Strawinskys rätselhafte Dialektik zwischen schroffer Distanz und echter Emphase deutlich werden. Nach diesem brillanten Verwirrspiel erscheint Korsakows „Konzertfantasie über russische Themen“ wie ein versöhnlicher Ausklang in verführerischer, spätromantischer Klangschönheit. Ein starkes Album der Gegensätze.
- Atilla Csampai
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