Elliott Carters (1908-2012) Kompositionen, gerade auch die seriellen, haben sich immer dadurch ausgezeichnet, dass die erklingende Musik ausdrücklich zum Träger von Emotionen werden darf und soll. Dies steht im krassen Gegensatz etwa zu den meisten Werken von Pierre Boulez oder denen Iannis Xenakis‘, wo man bereits die Vokabel Ausdruck aus dem Wortschatz verbannte. Das Hervorrufen von Emotion beim Hörer wurde allenfalls als lästiges Phänomen der menschlichen Psyche hingenommen, war aber keinesfalls intendiert. Carter hingegen plant genau dieses bewusst von Beginn des Kompositionsvorgangs an minutiös auf dem Reißbrett. Auf den ersten Blick disparate Strukturen verdichten und entspannen sich, bilden energische Höhepunkte oder Momente von Kontemplation. Carter bedient sich hierbei vor allem großräumiger, quasi langsamer, rhythmischer Strukturen, die – häufig mit ganz irrationalen Zahlenverhältnissen – somit als Grundierung dienen. Gut zu hören hier z.B. an den getragenen Phrasen der Violinen in Interventions [Track 01]. Die dann darüber stattfindenden, vielfältigen musikalischen Prozesse sind ebenso fanatisch bis ins kleinste Detail ausgetüftelt wie bei Boulez. Dabei nutzt Carter eigentlich nie herkömmliche Reihentechnik, sondern noch wesentlich komplexere Methoden der set theory. Rhythmisch korrespondieren die verschiedenen Zeitschichten über das von ihm zur Perfektion gebrachte Verfahren der metrischen Modulation.
Diese nicht mehr selbstverständliche Fähigkeit, Emotion zu transportieren, hat für mich Carter schnell zu meinem Lieblingskomponisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden lassen. Aber Carter wurde fast 104 Jahre alt und komponierte bis ans Lebensende – die Epigramme für Klaviertrio sind das letzte vollendete Werk. Tatsächlich schrieb Carter nach seinem 80. Lebensjahr mehr Werke als davor, wenn auch häufig kürzere. Die Qualität hielt sich immer auf der gleichen, schwindelerregenden Höhe, auch noch mit über hundert.
Die vorliegende CD widmet sich vorrangig Carters letzten Kompositionen für größere Besetzungen, entstanden zwischen 2003 und 2012, und schließt wichtige Repertoirelücken – gleich fünf der sieben Stücke erscheinen als Ersteinspielungen. Und man kann sich nur erneut vor der schöpferischen Energie dieses genialen Komponisten verneigen.
Selbstverständlich sind hier nur Spitzenkräfte am Werk, die lange mit Carters komplexer Musik vertraut sind. Auffällig – vierzig Jahre nach dem bahnbrechenden Klavierkonzert von 1965 – gibt es hier nicht weniger als fünf neue Stücke für Klavier und (Kammer)orchester, wobei Pierre-Laurent Aimard jeweils den Solopart übernimmt. Aimard ist mittlerweile auch bei Elliott Carter erste Wahl, was man bei seiner etwas verunglückten Warner-CD von 2005 – u.a. mit den Night Fantasies – noch nicht absehen konnte. Die Aufnahme der Dialogues ist der Einspielung mit Nicolas Hodges (unter demselben Dirigenten: Oliver Knussen) auf Bridge zumindest ebenbürtig. Knussen ist hier – unterstützt durch die tadellose Aufnahmetechnik – ein wenig milder geworden, was auch den anderen Werken eher guttut. Der klangliche Farbenreichtum, den der Dirigent herausarbeitet, ist jedenfalls äußerst beeindruckend – gerade auch bei beschränkterem Instrumentarium wie in Two Controversies and a Conversation; ebenso die punktgenau gesetzten, abrupten Stimmungswechsel. Höhepunkt sind aber die Epigrams für Klaviertrio, zwölf Aphorismen, die vom Widmungsträger Aimard, Isabelle Faust und Jean-Guihen Queyras einfach hinreißend dargeboten werden. Was in diesen Stücken an Alterswitz, Konzentration und Ausdruckskraft steckt, gehört zum Besten, was in den letzten 20 Jahren an zeitgenössischer Kammermusik geschrieben wurde. Dieser rundum begeisternden CD kann ich nur die allerhöchste Empfehlung aussprechen. Martin Blaumeiser / klassik-heute / 14.08.2017
Andrea Battistoni & das Tokyo...
Große Opernabende aus der Wiener...
Ungarische Tänze für Cello und...
International Classical Music...
Harnoncourts revolutionärer...
Anton Bruckner: Die Sinfonien -...
Bruckner Society of America:...
Konstantin Reymaier: The New...
Sir Simon Rattle dirigiert: Das...
Membran: Große Werke & berühmte...
St. Johns College Cambridge &...
Ernst Krenek: Klaviermusik Vol.2
Erik Satie: Klavierwerke Vol. 7
The Cleveland Orchestra: A new...
In Gedenken an den Künstler...
John Williams Live in Vienna:...
Supersonic: Dvorak Klaviertrios
Das Schönste aus der Welt der...
James MacMillan: Sinfonie 5 &...
Rudolf Buchbinder: The Diabelli...
Die romantischen Klavierkonzerte
In Memoriam: Paul Badura-Skoda
Heinz Winbeck: Die gesamten...
Die Bassariden | Salzburger...
Deutsche Streicherphilharmonie
Die Zauberflöte - Salzburg 1982
Philippe Jordan: Tchaikovsky...
Festkonzert zum 90. Geburtstag
Henry Raudales & das Münchner...
Ballettmusik mit Mariss Jansons
Naxos-Neuheiten September 2018
Leonard Bernstein: Zum 100....
Karlheinz Stockhausen - 90....
Dmitri Hvorostovsky - Live in...
Salzburger Festspieleröffnungen...
Nabucco aus der Arena di Verona
Lucia di Lammermoor mit Editha...
Die Meistersinger von Nürnberg...
Bregenzer Festspiele 2017: Moses...
Birgit Nilsson: A League of her...
Tristan und Isolde mit Birgit...
Ö1-Pasticciopreis für "Rejoice"
NIJINSKY - A Ballet by John...
Anthology of Russian Symphonic...
Daniel Behle in Cosi fan tutte
Magic Moments of Music: Maria...
Das ORF Radio-Symphonieorchester...
Antonio Rosetti: Sinfonien &...
Andri Joël Harison: Gewinner des...
Gottfried von Einem: Der Besuch...
Three Billboards Outside Ebbing,...
Das RCO & Mariss Jansons: Mahler...
James Gilchrist & Anna Tilbrook
Pique Dame | Royal Concertgebouw...
Naxos Bestseller Dezember 2018
Johann Strauss and the Tradition...
Die Glocken & Symphonische Tänze
Il Prigionero aus der Opern in...
Die Walküre - Osterfestpiele...
Brahms Lieder mit Grace Bumbry
J. S. Bach: Weihnachtsoratorium
Wladimir Dawidowitsch Aschkenasi
Naxos Neuheiten September 2017
Opernfestspiele St. Margarethen
Georg Friedrich Händel: The...
Capriccio Barockorchester Basel
Bruckner mit Franz Welser-Möst
30 Jahre Naxos-Jubiläumsedition
Gardiner dirigiert Mendelssohn
Das Liebesverbot von Richard...
Herbert Kefer - Konzerte für...
Simon Schembri / Quatuor Parisii
Rémy Ballot dirigiert Bruckner
Weihnachtliche Neuerscheinungen
Gramola Weihnachtsempfehlungen...
Morgen Kinder wird's was geben
In Memoriam Sir Neville Marriner
Rachmaninov-Zyklus mit Gergiev
Da Ponte Operas mit Nikolaus...
Erik Satie zum 150. Geburtstag
Zum 125. Geburtstag von Sergej...
Les Contes d'Hoffmann/Bregenz...
In Gedenken an Sir Peter Maxwell...
John Neumeiers Matthäus Passion
Der Freischütz/Semperoper 2015
Echo Klassik für "Rosenkavalier"
Lorin Maazel / Philharmonia...
Paul McCreesh / Gabrieli Consort
Thielemanns Ring des Nibelungen
Hanekes Geniestreich in Madrid
300. Geburtstag von C.P.E. Bach
Walter Arlen - Es geht wohl...
Music, Video and Spoken Word...