Auf die ersten Worte von Leonard Bernsteins Somewhere âThereâs a place for usâ wurde eine Melodie komponiert, die im Kosmos schon mehrfach, jedoch mindestens dreimal, hinterlegt war. FuÌr Beethovens Es-Dur-Klavierkonzert, fuÌr Bruckners Sechste Sinfonie und schlieÃlich fuÌr Bernsteins West Side Story. Immer mit einem Abstand von einigen Jahrzehnten, immer aber die gleiche Phrase. Wie ist es möglich, dass hier dreimal, ohne dass voneinander abgeschrieben wurde, diese bezaubernd Abfolge von fuÌnf Tönen gefunden wurde? Gibt es einen musikalischen Kosmos, der sich bei ständiger musikalischer Auseinandersetzung durch die Jahre mehr und mehr öffnet und wächst und dann fuÌr begnadete Musiker so reiche Ernte bereit hält? Rudi Wilfer hat in den folgenden Jahrzehnten seine Erfahrungen verdichtet und war in der Lage, in immer kleiner werdenden Formationen seiner Musikalität Ausdruck zu geben. Zuletzt hat Rudi Wilfer ein schon erstelltes Konzept für die geplante CD-Produktion nochmals völlig umgestoÃen, sich allein in Klausur begeben und uns alle mit dem Ergebnis gerührt und überrascht. Was aus acht Jahrzehnten wachen musikalischen Lebens zu destillieren ist, ist auf dieser CD zu hören.
Rudi Wilfer, 1936 in Salzburg geboren und in Wien aufgewachsen, zählt heute zu den bedeutendsten und profiliertesten österreichischen Musikern von internationalem Rang. An der Akademie für Musik und Darstellende Kunst in Wien studierte er zunächst Trompete und Klavier, gefolgt von Studien der Komposition und Satzlehre am Konservatorium der Stadt Wien. Bei aller Vielseitigkeit sollte das Klavier schlieÃlich sein Hauptinstrument werden. In den Ensembles von Uzzi Förster, Fatty George, Erich Kleinschuster, Clifford Jordan, Friedrich Gulda, aber auch mit eigenen Gruppen hat Rudi Wilfer Jazzgeschichte geschrieben. Mit Gulda verband ihn sowohl künstlerisch als auch menschlich eine lebenslange Freundschaft. Rudi Wilfer begann seine Musikerkarriere im Wien der fünfziger Jahre in Europas Jazzband Nummer eins des berühmten Klarinettisten Fatty George als Nachfolger des Pianisten Joe Zawinul, als dieser nach New York ging, um seine Karriere in den USA aufzubauen. In den sechziger Jahren folgte die Gründung des legendären âRudi Wilfer Triosâ: Es entstanden zahlreiche Plattenproduktionen, darunter viele Eigenkompositionen, mit dem österreichischem Rundfunk, welche auch häufig im noch jungen Programm von Ã3 gespielt wurden. Seine vielseitige Kreativität als Künstler machte Rudi Wilfer zu einer Legende in seiner Generation, und auch zu einem Impulsgeber für die musikalisch aktive Jazzjugend.