Nach langen Jahren des Vergessens sind die legendären Studioaufnahmen der französischen Pianistin Marcelle Meyer (1897-1958) wieder leicht und wohlfeil erhältlich. Erkennbar werden die Umrisse einer verdienten Geburtshelferin der Musikmoderne
Um sich als Konzertpianistin zu behaupten, musste eine Frau in den 1920er-Jahren mehr sein als bloß eine Virtuosin. Marcelle Meyer (1897-1958) stammte aus einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie. Bereits mit 14 wechselte sie aus dem flandrischen Lille nach Paris. Am dortigen Konservatorium machte das zarte, anmutige Mädchen sofort Furore. Tastengott Alfred Cortot nahm sie umgehend unter seine Fittiche.
Als Meyer ein Konzert von Camille Saint-Saëns mit unnachahmlicher Verve in die Tasten gedonnert hatte, sprang Cortot auf die Bühne und bedeckte den Teenager mit Küssen. Die Pianistin avancierte rasch zum Liebling der fortschrittlichen Salons. Durch Meyers Heirat mit dem Schauspieler und Sänger Pierre Bertin schloss sie Bekanntschaft mit Eric Satie. Granden wie Claude Debussy mochten sich an ihrem schlanken, nüchtern strukturierten Klavierspiel kaum satthören. Meyer wurde zur Muse und zum Szene-Darling. Die Mitglieder der Groupe des Six rissen sich um die Ehre, der jungen Frau ihre noch tintennassen Partituren überlassen zu dürfen.
Es ist nicht ganz einsichtig, warum das pianistische Werk Marcelle Meyers derart gründlich in Vergessenheit geraten ist. In den Zwanzigern und Dreißigern beehrte die Pianistin regelmäßig die Konzertpodien in Paris und London. Ravel spielte mit ihr ebenso vierhändig zusammen wie Francis Poulenc. Igor Strawinsky widmete der Himmelsstürmerin etliche verzwickte Piecen. Unter der Stabführung von Richard Strauss musizierte sie auf seine Bitte hin die Burleske, und auch bei den Salzburger Festspielen ließ sich Meyer gerne blicken.
Zeitgenössische Stimmen waren des Lobes voll: Als "leidenschaftliche Priesterin", die sich "selbst zurückzunehmen" verstehe, bezeichnete sie die Presse anerkennend. Meyer entriss die Clavecin-Musik von Rameau und Couperin dem Vergessen, spielte sie gleichwohl farbengleißend auf dem Flügel und machte nur um das romantische Fach des 19. Jahrhunderts einen bemerkenswert weiten Bogen.
Ruhe im Auge des Sturms
Marcelle Meyer war eine Exponentin der Avantgarde. Als Darius Milhauds Fünf Studien für Klavier und Orchester das Licht der Welt erblickten, tobte das Publikum vor Wut und Entrüstung. Nur Meyer am Flügel bewahrte die Ruhe. Aber natürlich waren sich auch die Apostel des Fortschritts für Sexismen nicht zu schade. Ballettpapst Sergei Djagilew verglich sie mit einem Modigliani und murmelte: "... wenn sie nur so gut spielen kann, wie sie aussieht!" Nach der Heirat mit einem römischen Anwalt geriet Meyers Karriere erheblich ins Stocken. Die Frage, ob sie sich tatsächlich, wie kolportiert, in späteren Jahren für die Sache des Faschismus erwärmt habe, muss an dieser Stelle unbeantwortet bleiben.
Das Glück, Meyers pianistisches Erbe heute nachzuempfinden, verdankt sich der Reihe "Les Discophiles Français" und dem Tontechniker André Charlin. Mitte der Fünfziger entstand das Gros jener Aufnahmen, die noch heute dazu geeignet sind zu verblüffen. 17 CDs umfasst die spottbillige Ausgabe, die das Historiografen-Label Membran erst unlängst auf den Markt geworfen hat.
Ein Kritiker schrieb einst: Wer Meyers Klavierspiel lausche, der denke unaufhörlich an das Lichtspiel auf bewegten Oberflächen. Tatsächlich hat man Ravels Menuet antique kaum je so unternehmungslustig und forsch gehört. Meyers Genie liegt in der fließenden Rhythmik. Die Stücke des Protoimpressionisten Emmanuel Charpentier inszeniert diese Logikerin am Flügel als heiter bewegte Kinderszenen. Alles glitzert und fließt, und noch die Sonaten Domenico Scarlattis werden zu kleinen, dramatischen Denkaufgaben. Ergötzlicher kann man den Frühling kaum beginnen. (Ronald Pohl, DER STANDARD, 11.3.2015)
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