Es ist ein superber neuer Otello, der hier via C Major in die DVD-/Blu-Ray-Player der Republik kommt. Live mitgeschnitten bei den Salzburger Osterfestspielen 2016, geleitet von Christian Thielemann und mit einer grandiosen Sängerbesetzung ist dies eines der Opern-Highlights des laufenden Klassik-Frühjahrs. Die Presse griff zu Superlativen und sprach von sängerischer "Perfektion" (nmz) und sogar einem veritablen "Wunder" (Die Presse).
Keine Frage, was sich da über Zypern zusammen gebraut hat, war nicht nur ein gewaltiges, meteorologisches Tief, das der in voller Breite angetretene Chor in oratorienhafter Wucht besang, es legt sich auch ein seelisches Tief wie kalte Schwärze über die Figuren dieser Tragödie, mit der Vincent Boussard seine Sicht dieser Oper ausstattete.
Unterstützt wurde Boussard dabei in dieser Gemeinschaftsproduktion mit der Semperoper Dresden von seinem Bühnenbildner Vincente Lemaire, ein schon eingearbeitetes Team also, das auf nebeldurchwaberte leere Räume, auf sparsam durch Öffnungen, Ausschnitte und Spiegelungen durchbrochene Hintergründe und minimalste Bemöbelung setzt, so dass für Desdemona das sattsam bekannte Sterbebett weggelassen wurde und Otello sie letztlich im Stehen umzubringen hatte.
Zusätzliche Wirkungen kommen von Projektionen, wehenden Tüchern, welche wohl das Fazzoletto Desdemonas darstellen sollen, von einem langen, mit einer Unmenge Kerzen vollgestellten Tisch und letztlich vom Lichtgestalter Guido Levi und seinen raffinierten Ausleuchtungen, denn auch diese Effekte wirken letztlich alle sparsam und ergeben stets eine Sphäre implodierenden Dunkels.
Die Kostüme von Christian Lacroix reichen von stilisierter Renaissance bis hin in die Zeiten Verdis, wobei das gutbürgerliche Outfit Jagos mit pelzverbrämtem Gehrock ins Auge fällt, wohl dem kalten mitleidlosen Anwalt der Hinterhältigkeit als angemessen zugedacht. Den roten Kostümen der Damen kann die größte Wirksamkeit nachgesagt werden, den uneinheitlichen Gewändern der Herren nicht dieselbe Wirkung.
Wer in diesem Stück nur einen Gang des Titelhelden in Mord und Selbstötung, mit mitleidlosem Blick und unausweichlichem Trieb sehen will, der ist mit dieser Bebilderung des Dramas tatsächlich gut bedient, wer auch die “hellen” Stellen in Verdis Musik visualisiert sehen möchte, wer erahnen möchte, wie Zypern als ein mediterranes Inselreich auch mit in die Partitur eingeflossen ist – und da gäbe es einige Stellen – wäre auf besseres Wetter zu vertrösten.
Zumindest hören kann man auch die sonnige Seite der Partitur, der Sächsischen Staatskapelle Dresden und vor allem den Chören der Semperoper unter Jörn H. Andresen gelingt unter der übersichtlichen und stets wachen Stabführung von Christian Thielemann jene prägnante Wiedergabe, die man sich von diesem Dirigenten und diesen Klangkörpern erwartet hat.
Einer neuen Gestalt begegnen wir in diesem Otello Boussards, über deren Wirken schweigt sich das Programmheft jedoch aus. Nur ganz lakonisch als un angelo im Personenregister ausgewiesen, begleitet der, vor allem aus dem arabischen Raum und mehr durch den Volksglauben bekannte Todesengel Azrael die Handlung des Abends, um zuletzt Desdemona nach ihrer Tötung persönlich ins Totenreich zu geleiten. Dargestellt wir dieser geheimnisvolle Engel mit den riesigen schwarzen Schwingen von der aus Athen gebürtigen und attraktiven Tänzerin Sofia Pintzou.
Was macht einen guten Otello aus? Wie kann ein Tenor im italienischen Fach den absoluten Gipfel erobern? Ein Streitthema unter Opernfreundinnen und Freunden, erst Recht in einem Forum.
Eine richtige Heldentenorstimme mit Höhenglanz aber auch mit lyrischen Feinheiten, eine Gabe zur Selbstentäußerung bis hin zum Zusammenbruch, Fähigkeit zur theatralischen Deklamation, etwas Wildes in Aussehen und Handeln: Das wäre etwa eine unvollkommene Umkreisung des Themas.
José Cura besitzt tatsächlich von diesen Eigenschaften eines Otellos eine Menge, sein Esultate, (ein Stück, das wie eine komponierte Rache Verdis an allen Tenören klingt) klang noch etwas verhalten und unausgeglichen, sein Tod war aber zuletzt tatsächlich große Klasse, vor allem auch mit Sprachdeutlichkeit vorgetragen. Dazwischen ein langsames Eintauchen in die Partie, gepaart mit entsprechender guter Klangtheatralik, ob in den Ariosi, den Duetten oder dem Zusammenbruch im Dritten Akt. Und natürlich sein Spiel, das lauernd Eruptive, seine zärtlichen Momente, das ekstatische Loslegen. Er besitzt ohne jeden Zweifel jene figürliche Authentizität, die ein Otello benötigt um in der ersten Reihe zu stehen.
Seine Partnerin, Dorothea Röschmann glich sich in Spiel und Gesang mit ihren Möglichkeiten dem Bühnengatten an, sie leistete energischen Widerspruch (wie starrte doch Otello sie ungläubig und fassungslos an, als er sie mit seinem A terra auf die Knie zwingen wollte, sie jedoch erst im letzten Moment widerstrebend das Knie beugte), aber auch ihr Gebet im 4.Akt war nicht von jenen Engelstönen begleitet, die, wie wir immer glauben, eine Desdemona für uns bereit zu halten hätte. Statt himmlischer Piani ein “negatives Forte”, wie es Friedrich Herzfeld einmal so bezeichnete.
Der Anwalt des Bösen, der stets verbindliche Jago mit den kriminellen Ansätzen war Carlos Àlvarez, stimmlich überzeugend, aber nicht dämonisch überzeichnend. Neben Georg Zeppenfeld als Lodovico und der Emilia der Christa Meyer war vor allem Benjamin Bernheim ein ausgezeichneter Cassio.
Es gab rund zwölf Minuten herzlichen Applaus, vereinzelte Buhs bei Röschmann und Cura, aber vor allem lag etwas deutlicher die Ablehnung beim Regieteam. (der-neue-merker.eu, Peter Skorepa)
Eine dramatische Umarmung, ein orchestraler Knall, der Chor als Volk wie ein Orkan, so beginnt Verdis 'Otello'. Eine Explosion. Umhüllt von einem riesig wehenden Gazevorhang werden tobende Wasserfluten und Stürme erlebbar. Das Regieteam, neben Regisseur Vicent Boussard sind das Vincent Lemaire (Bühne), Guido Levi (Licht) und Isabel Robsen (Video), setzt auf atmosphärische Reduktion im Wechsel von wuchtigen Massenszenen und tiefgründigen, expressiven Bildwelten.
Ein endlos langer Tisch genügt. Er wird zum Catwalk der Sänger und des Todesengels, er signalisiert Hierarchien: unten das Volk. Durch die wogende Bewegung parallel zur Musik wird eine mitreißende Szenerie in der Optik alter Meister entwickelt. Grüne und rote Lichtflächen im Hintergrund signalisieren die Emotionalität der Handlung. Die färbt sich rabenschwarz. Die Poesie der Liebe hält nicht lange, wirkt von Anfang an eng und oberflächlich, verschmälert sich symbolisch auf eine lichtdurchflutete Türöffnung.
Sie liebt ihn wegen seiner Heldentaten, er sie wegen ihres Mitgefühl. Im bizarren Dreiecksraum, durch Spiegel gedoubelt, wird der Nutzcharakter dieser Liebe deutlich, woraus sich natürlich musikalische Konsequenzen ergeben; es stehen weniger italienischer Schmelz als wuchtige Kontraste im Vordergrund, weit weg vom Tiefgang selbstloser Liebe. Trotzdem wird die im Programmheft ausführlich dargestellte Integrationsproblematik Otellos dennoch wieder durch das Eifersuchtsszenario überlagert.
Die festlichen Kerzen mutieren zu Opferkerzen, an denen sich der Todesengel entflammt. Die entstehenden Rauchwolken verdichten sich gen Himmel zu Gewitterwolken. Otello findet den Weg in die Helligkeit nicht. Das Famose an dieser Inszenierung ist die klangliche Präzision und Brillanz, mit der Christian Thielemann die Sächsische Staatskapelle, den Sächsischen Staatsopernchor und die Sänger zusammenführt, die genau zu den szenischen Effekten passen. Verdis 'Otello' erstrahlt in einer selten gehörten Klangdifferenzierung, mitreißenden Dynamik und Artikulation, die sich nie mit der reinen Motivwiederholung zufrieden gibt, sondern mit immer neuen Klangvariationen überrascht. Mit einer faszinierenden Subtilität lässt Christian Thielemann das Orchester toben und hauchen. Die Sänger tauchen ein in den orchestralen Sturm, und umgekehrt werden die Instrumentallinien zu eigenen Melodielinien, die die Seele zuweilen mehr berühren als die Stimmen es vermögen. Die Streicher zeichnen seelische Erregung. Gerade noch zwischen den fernen Siegesfanfaren der Trompeten und Posaunen noch im Siegestaumel, künden die Kontrabässe das Unheil an - einer der eindrücklichsten musikalischen Momente.
Mit José Cura und Dorothea Röschmann sind die Hauptrollen stimmgewaltig und souverän, wenn auch nicht charismatisch als Traumpaar besetzt. Unverständlich bleiben die Buhs für beide beim Premierenapplaus. Insbesondere in der Todesstunde beweist Dorothea Röschmann, dass sie neben orkanhafter Vehemenz in den dramatischen, klangdichten Passagen auch die ganz zarten Momente mit sehr viel Feingefühl erfüllen kann. Das gilt auch für José Cura. Carlos Álvarez avancierte zu Recht zum Publikumsliebling. Sein samtener Bariton passt bestens zur verführerischen Intrigantenrolle; die fehlende Dämonie musste allerdings das Orchester übernehmen. Sängerische Qualität auch in den Nebenrollen: Emilia (Christa Mayer), Cassio (Benjamin Bernheim), Rodrigo (Bror Magnus Todenes), Montano (Csaba Szegedi), Araldo (Gordon Bintner). Sofia Pintzou fand als Todesengel eine dezent expressive Bewegungssprache. (magazin.klassik.com, Michaela Schabel)
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