Musikalischer Lichtblick in Sachen Beethoven
In Sachen Beethoven-Klaviersonaten haben wir Schnabel, Buchbinder und Barenboim, Gulda, Brendel und Pollini, wir haben Arrau, Backhaus und Kempff, Gilels, Kovacevic und Lewis und einige andere mehr. Jeder von Ihnen schenkt uns Beethoven in seiner ganzen Größe. Und trotzdem kommen wir nicht umhin, die drei Sonaten op. 78, 101 & 11 in der Interpretation durch Ingrid Marsoner auf die gleiche Stufe zu stellen. Wenn ihr Name auch nicht so bekannt ist wie die ihrer illustren Kollegen, so bietet die österreichische Pianistin eine mustergültige Interpretation dieser drei Sonaten, eine Interpretation, die durch eine brillante Technik, ein wundervolles, spürbares Einfühlungsvermögen und eine spielerische Leichtigkeit sofort für sich einnimmt.
Ohne je prätentiös zu wirken und doch mit jedem Atemzug der Musik verbunden; Marsoner zeigt uns, wie sicher und einzigartig sie in diesem Repertoire ist. Schon ihre Schubert und Bach-Aufnahmen haben uns begeistert, nicht anders ist nun mit diesem Beethoven. Die Aufführungen sind in jedem Moment musikalisch und musikantisch zugleich, technisch überragend und immer am Puls der Musik, mitreißend und lyrisch, narrativ und virtuos. Und doch so herrlich schlicht und einfach! Das ist Ingrid Marsoners Beethoven. Ein wirklicher Lichtblick!
In her brilliant Beethoven recording, Austrian pianist Ingrid Marsoner fully connects with the music and delivers very personal and altogether fascinating performances. 19/07/2017 - Rezension von Alain Steffen
Die österreichische Pianistin Ingrid Marsoner präsentiert auf ihrer neuesten CD ein spannendes Programm mit späten Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven.
Feinsinnig, aber auch virtuos zupackend eröffnet Marsoner mit der Sonate Nr. 28 in A-Dur, op. 101. Das Rondo alla ingharese, quasi un capriccio op. 129 ist besser bekannt unter dem Populärnamen „Die Wut über den verlorenen Groschen", und liefert als Frühwerk, wie auch die „leichtere“ Sonate Nr. 24 in Fis-Dur, op. 78 ein gelungenes Intermezzo und einen interessanten Kontrast zu den noch tiefgründigeren späten Sonaten. Als solche spiegelt sich in der Sonate Nr. 32 in c-Moll op. 111 mit ihren zwei sehr unterschiedlichen Sätzen das Diesseits wie auch das Jenseits.
Aufgewachsen in einer musikalischen Familie wurde Ingrid Marsoner früh gefördert und begann als Vierjährige Klavier zu spielen. Elfjährig trat sie, unterstützt durch das Martha- Debelli-Stipendium in die Grazer Musikuniversität ein und studierte dort in der Meisterklasse des Schweizer Pianisten Sebastian Benda, einem Schüler von Edwin Fischer und von Frank Martin. Anschliessend studierte Ingrid Marsoner an der Wiener Musikuniversität beim legendären russischen Pianisten Rudolf Kehrer. Wichtige künstlerische Impulse erhielt sie ausserdem von Tatjana Nikolajewa, Dominique Merlet, Jürgen Uhde, Paul Badura-Skoda und Afred Brendel.
Prägend und motivierend waren vor allem die Jahre bei ihrem ersten Lehrer, dem ehemaligen Edwin-Fischer-Schüler Sebastian Benda. Einer der renommiertesten Pianisten des Moskauer Tschaikowsky-Konservatoriums, der Wiener Gastprofessor Rudolf Kehrer, machte dann binnen kurzer Frist aus der ungemein begabten, insbesondere auch lyrisch-sängerisch ambitionierten jungen Künstlerin mit einem ausgeprägten Hang zu Franz Schubert jene Könnerin, die sich auch bei Franz Liszt oder Darius Milhaud, bei Sergej Prokofieff oder den Zeitgenossen unserer eigenen Gegenwart heimisch fühlt. Starke musikalische Impulse erhielt sie aber auch von vielen anderen großen Pianisten wie Paul Badura-Skoda, Tatjana Nikolajewa, Jürgen Uhde und Paul Arim.
Im Laufe ihrer bisherigen Tätigkeit hat Ingrid Marsoner längst den Status dessen erreicht, was man gemeinhin als eine „bemerkenswerte Persönlichkeit“ bezeichnet – oder besser: Ihre bemerkenswerte Persönlichkeit hat sich in einer solchen Weise entfaltet, dass sie national und international mancherlei Aufmerksamkeit erringen konnte. Zu frühen Auszeichnungen (1. Preise beim Steinway-Wettbewerb und beim Jeunesse-Wettbewerb in Wien, beim Young Artists Peninsula Music Festival in Los Angeles u. a.) kamen Konzertreisen durch Europa, in die USA sowie nach Asien, Afrika und Südamerika sowie Auftritte bei renommierten Festivals vom Range der Wiener Festwochen, der Styriarte, des Carinthischen Sommers oder auch bei der live ausgestrahlten Radio- und Fernsehreihe „Dame Myra Hess Memorial Concert Series“ in Chicago.
Diese und viele andere Gastspiele markieren den Weg der jüngeren Vergangenheit, in der die Künstlerin unter anderem auch mit den Dirigenten Thomas Rösner, Mikola Dyadyura, Martin Turnovský oder Kalmar Zaborsky sowie mit Instrumentalisten wie Ernst Kovacic, Helmut Jasbar, Elias Meiri, Daniel Sepec und dem Franz Schubert Quartett zusammengearbeitet hat.
Eine ganz besondere künstlerische Beziehung entstand während der letzten Jahre zu Klaus Maria Brandauer, mit dem die Pianistin inzwischen regelmäßig wort-musikalische Gemeinschaftsprojekte realisiert. Ingrid Marsoners Repertoire reicht von der Literatur des Barock (ein Favorit ist ihre vielgelobte Interpretation der Goldberg-Variationen) über die Meister der Klassik und Romantik bis hin zu neuen und neuesten Komponisten. Ihre jüngst bei Gramola erschienene CD mit Franz Schuberts Sonaten in A-Dur D 664 und a-Moll D 845 (Bestellnummer 98808) erhielt in der internationalen Presse große Anerkennung.
„Dass sie in Schuberts Reich der Zwischentöne ebenso zu Hause ist, wie in Bachs polyphonen Welten, hat Ingrid Marsoner längst bewiesen.
Auf ihrer jüngsten CD präsentiert sie sich nun von der pianistisch-virtuosen Seite, und auch das gelingt ihr bei Beethovens 1. sowie Hummels 2. Klavierkonzert ganz famos.
Zumal sie in Thomas Rösner und dem excellenten, teilweise auf historischen Instrumenten spielenden Orchestre Symphonique Bienne ideale Partner hat.
Bei aller Lust an überschäumender Virtuosität vertraut Ingrid Marsoner aber auch bei dieser Musik ihrem Gespür für lyrische Facetten, die sie mit großer Meisterschaft zum Leuchten bringt." Peter Blaha, BÜHNE, März/2012
"Völlig ausgewogene, sehr angenehme Klangbalance bietet hingegen das neue Album der Wiener Pianistin Ingrid Marsoner, die mit dem recht munteren Sinfonieorchester aus dem schweizerischen Biel und dem österreichischen Dirigenten Thomas Rösner das vergessene zweite Konzert des Mozart-Schülers Johann Nepomuk Hummel temperamentvoll wiederbelebt.
Fast noch interessanter ist aber ihre beseelte, knackig frische und atmende Interpretation des C-Dur-Konzerts von Beethoven, das mich in seiner Dialogkultur, seinen Spannungsverläufen und in seinen straffen Tempi an Glenn Goulds legendäre Referenz von 1958 erinnert. Hier agieren lebendige Individuen auf einer fiktiven Bühne: Hier spürt man den Witz und die Geistesattacken des jungen Beethoven und man sieht. Auch traditionelle Sounds können uns noch wachrütteln." Attila Csampai stereoplay 4_2012
"Ingrid Marsoner, die schon mit ihrer Schubert-Produktion und »ihren« Goldberg-Variationen auf wundersame Weise ein höchst sensibles Antennenwerk demonstrierte und jetzt mit einer nicht minder erstaunlichen Sicherheit die beiden musikalischen Parabolspiegel aufeinander richtet, um Beethovens immense Kraft — man höre nur das minore des Finales — und Hummels Eleganz — Mozarts KV 467 ist im Larghetto nicht fern — miteinander erhöhend zu vermählen. Genau das scheint ihre besondere Gabe zu sein: das Gespür für die vielfältigen Zwischentöne, die hinter den Gegensätzen das Geschaffene wechselseitig heben. Weshalb zum Beispiel ein avancierter Komponist wie Beat Furrer (»Ingrid Marsoner ist eine wunderbare Pianistin«) ebenso beeindruckt ist wie sein drei Jahre älterer »Kollege« Rick LaSalle, der nach Anhörung seines Ragtime und des Zorzico aus der achten Klaviersonate nur noch sprachlos abwinkte: »Besser und richtiger geht’s nicht«. " Dr. Eckhardt van den Hoogen, ProClassics Informationsblatt 1/2012
Nur wer eine wirklich innige Beziehung zu Bach hat, kann die Goldberg-Variationen so schnörkellos, so "unspektakulär" und so wundervoll schlicht spielen wie Ingird Marsoner. Dass gerade darin die große Kunst besteht, ist kein Geheimnis. Technische Souveränität und musikalische Intelligenz sind denn auch die Voraussetzungen dafür. Doch entscheidend ist letztlich der Mut, sich der Größe dieser Musik voll anzuvertrauen. Den hat die aus die Graz stammende Pianistin. Als Wissende führt sie den Hörer durch die 30 Variationen über die zu Beginn erklingende Ara, dem sich der Reichtum Bach´scher Gestaltungskunst dabei in aller Klarheit offenbart. Peter Blaha, Die Bühne 7-8/2010
"Ingrid Marsoner ist eine sensible Pianistin. Wenn sie einen Akkord anschlägt, dann hat man das Gefühl, dass sie über die jeweilige Harmonie hinaus etwas zum Schwingen bringt, wofür dieser Akkord nur Auslöser war. Und wenn sie ein Thema formt, dann tönt aus ihrem Spiel eine Spannung, die daraus entsteht, dass sie sich dem Thema anvertraut, ohne schon vorweg die Frage beantworten zu wollen, worin es letztlich mündet. Diese Qualitäten prädestinieren sie zur idealen Schubert-Interpretin …" Bühne, Peter Blaha, 5/2008
¶Z5oECyUyjCU